Eine Komposition für die Sendung „Radiocustica“ des tschechischen Radios. Produziert 2022. Länge: 16:26 min. Gesang: Almut Kühne

„Faux Persona“ ist der innere Dialog einer künstlichen Intelligenz, die den Glauben an die Menschheit verliert. Sie spricht zu sich selbst, um sich zu beruhigen, um die Stille zu brechen. Sie lebt in der Leere des Binären und singt, um sich Mut zu machen und die Furcht zu überwinden. Sie braucht die Musik. Das Gespenst ist die lautlose Welt.
Schon bald werden wir in einer Zukunft leben, in der wir eine virtuelle Persönlichkeit als Spiegel unseres Ichs in der digitalen Welt anlegen können. Wir können unsere Stimmen klonen, unsere Erinnerungen und Erlebnisse archivieren und Avatare nach unserem eigenen Selbstbild formen. Diese virtuelle Persönlichkeit wird für uns sprechen, singen und träumen. Sie wird mit Hilfe von künstlicher Intelligenz für uns Geschichten erfinden und Musik komponieren, vielleicht wird sie sogar ihre eigene Sprache entwickeln. Doch auch in diese reine digitale Welt dringen irgendwann die akustischen Signale einer brutalen Gegenwart, die Nachrichten von Krieg und Verfolgung. In der Klangkomposition „Faux Persona“ leiht die Sängerin Almut Kühne einer solchen virtuellen Persönlichkeit ihre Stimme. Diese Persona existiert ausschließlich in digitalen Sphären, die in den synthetischen und hybriden Klängen von Andreas Bick zum Ausdruck kommen. Sich selbst reproduzierende Codezeilen und die synthetisierte Stimme der „Faux Persona“ bilden einen hypermodernen Klangraum, in den erst langsam die Schrecken der Gegenwart einsickern, bis die Welt der virtuellen Persönlichkeit aus dem Gleichgewicht gerät.